Du hast großen Respekt vor Feinstrick-Stoffen? Das muss wirklich nicht sein. Ich zeige dir meine Tipps zum Vernähen der weichen, kuscheligen Strickstoffe.

Du hast noch wenig Näherfahrung? Bitte klick nicht gleich weg. Ich weiß, dass viele Nähbeginner hier mitlesen. Daher habe ich am Schluss noch ein kleines Workbook-Geschenk für dich, mit welchem du prima alle Tipps anwenden kannst.

Tipps zum Nähen von Feinstrick

  • Feinstrick – herrlich kuschelig
  • Zuschneiden von feinen Strickstoffen
  • Probenähte
  • Einstellungen der Overlock
  • Einstellungen der Nähmaschine
  • Quernähte verstärken
  • Fixieren und stecken
  • Saumabschlüsse und Bündchen arbeiten
  • Ein kleines Workbook für dich

Feinstrick – herrlich kuschelig

Feinstrick ist ein Strickstoff, wie auch Jersey und Sweat. Es gibt ihn aus unterschiedlichen Materialien. Du kennst sicher etwas kratzige Shetlandpullover in ihrer leicht melierten Optik oder weiche Kaschmirpullis. Beide bestehen aus reiner Wolle von Schafen und Ziegen. Heute gibt es wunderbare Mischqualitäten, welche nicht nur zart zur Haut, sondern auch sehr dankbar in der Pflege sind. Jeder kann für sich und seinen Alltag die passende Qualität finden. Die Maschen sind bei Strickware gröber als bei Jersey. Dies bewirkt eine stärkere Dehnfähigkeit, welche beim Nähen berücksichtigt werden muss. Diesmal vernähe ich eine Viskose-Kunstfasermischung.

Zuschneiden von feinen Strickstoffen

Zum Schneiden von Strickstoffen empfiehlt sich eine recht scharfe Schere, welche den Stoff nicht „schiebt“, sondern schneidet. Es wird grundsätzlich höchstens zweilagig zugeschnitten. Besser noch einlagig, da sich so der Maschenverlauf gut kontrollieren lässt.

Ich gebe bei feinen Strickstoffen mindestens 1,5 cm Nahtzugabe zu. Bei einer zu knappen Nahtzugabe werden Fäden leicht nach außen gedrückt und Maschen nicht richtig fixiert. Für diesen Pulli nutze ich das Blusenshirt als Schnittmuster (kleinere Variante für Jersey) und verkleinere den Ausschnitt vorne. Aufgrund der hohen Dehnbarkeit von feinen Strickstoffen darf das Schnittmuster nicht zu viel Weite aufweisen. Ansonsten würde der Pulli zu weit.

Probenähte

Ohne Probenähte gehts nicht. Da sich jeder Strickstoff anders verhält, müssen in der Regel die Einstellungen der Nähmaschine verändert werden. Nimm eine 75er oder 80er Jerseynadel. Diese drängt sich mit ihrer stumpfen Spitze durch die Maschen und zerschneidet sie nicht. Außerdem solltest du höchstens mit gutem, glatten 120er Nähgarn nähen. Dieses gleitet besser durch die Maschen als ganz billiges rauhes Garn. Näh zur Probe jeweils einmal quer, längs und schräg zum Maschenlauf.

Einstellungen der Overlock

Damit sich die Nähte nicht wellen, sind ein paar Einstellungen nötig. Falls deine Overlock die Möglichkeit hat, den Nähfußdruck einzustellen, verringere ihn auf die leichteste Position. Zieh den Differentialtransport an, so dass er die Stoffkante minimal zusammenzieht. Stell die Nahtlänge etwas hoch. Lass das Messer beim Nähen 2 mm Strickstoff abschneiden. Probiere ein wenig mit den Einstellungen, bis du eine schöne gerade Stoffkante erhältst und die Randmaschen gut umschlossen sind.

Einstellungen der Nähmaschine

Strickstoffe lassen sich auch mit der Nähmaschine nähen. Dafür wird der Nähfußdruck weit heruntergeregelt, so drückt der Fuss den Stoff nicht zu sehr auseinander. Die Fadenspannung sollte ebenfalls etwas heruntergeregelt werden. Nutze zusätzlich eine etwas längere Stichlänge. Die Geradstiche solten 2 bis 2,5 mm lang sein. So bleibt eine gewisse Elastizität der Naht erhalten. Versäubert wird mit einer breiten Zickzacknaht, bei der die Stichlänge ebenfalls länger sein sollte. Lass den Zickzackstich dabei ca. 1 mm von der Kante entfernt laufen. Wenn dein Stoff ein wenig wellt, kannst du diese Nähte später vorsichtig glatt dämpfen.

Quernähte verstärken

Quernähte, wie z. B. die Schulternähte sollten immer mit Nahtband verstärkt werden. Ansonsten würden diese nach und nach unschön ausleiern.

Fixieren und stecken

Fixiere vor dem Nähen die Kanten aufeinander. Ich nutze dafür lieber Klammern. Steck sie alle paar Zentimeter, dann verschieben sich die Stofflagen nicht gegeneinander. Die kleine Mehrarbeit lohnt sich, denn Strickstoffe aufzutrennen ist doof 😉

Saumabschlüsse und Bündchen

Saumabschlüsse gelingen am einfachsten, wenn du die Stoffkante vorher mit der Overlock versäuberst und dabei das Differential so anziehst, dass die Kante etwas eingehalten wird. Durch das spätere Absteppen des Saums legt sie sich wieder gerade.

Bündchen aus dem gleichen Stoff schauen sehr edel aus. Schneide sie sehr gedehnt zu. Die Länge sollte also eine ganze Ecke kürzer als die Stoffkante des Modells sein.

Vielleicht klingt das für dich kompliziert? Ist es aber wirklich nicht. Wenn du einmal die Einstellungen an deiner Maschine herausgefunden hast, notiere sie dir. Beim nächsten Strickstoff werden sie sehr ähnlich sein.

Pullover aus feinem Strickstoff nähen - Tipps und Tricks

Mein neuer Kuschelpulli hat ein ca. 7 cm hohes (einfache Höhe) Kragenbündchen bekommen. Dies kann ich unter der Jacke mal hochstellen, aber auch halb herunter krempeln. (Schnittmuster: Pullover Blusenshirt, Hose Komforthose aus Bengaline)

Ein kleines Workbook für dich

Probiere Strickstoffe einfach mal aus! Ich habe extra dafür ein kleines Workbook geschrieben. 50 cm Strickstoff reichen für einen muckeligen Loop und du hast Stoff über, um an deiner Maschine die Einstellungen zu testen 😉 Du findest das Workbook oben unter den Downloads.