Dein Stoff reicht nicht für das Oberteil? Ein unifarbener Stoff wirkt zu massig? Du möchtest ein Schnittmuster für ein Oberteil etwas abwandeln? Dann ist die goldene Mittelnaht die perfekte Lösung. Ich zeige dir, warum ich sie so gerne mag und wie ich sie nähe.
Die goldene Mittelnaht – mein Liebling
Mit einer größeren Größe passen Vorder- und Rückenteil oftmals nicht nebeneinander.
Besonders bei Stoffen, welche, wie z. B. Leinen oder Viskose nur 130 oder 135 cm breit liegen, ist die Stoffbreite zu knapp. Da kann es eine sparsame Lösung sein, das Vorderteil mittig zu teilen. So passt zumindest das halbe Vorderteil noch neben das Rückenteil und die zweite Hälfte kann etwas „eingeschoben“ werden.
Unifarbene Stoffe wirken bei mehr Figur oftmals sehr „flächig“. Eine mittlere Teilung unterbricht und streckt die Fläche optisch.
Bei Mustern heißt es vorsichtig zu sein. Große Muster werden manchmal unschön gebrochen. Auf jeden Fall sollten Musterstoffe besser im Bruch zugeschnitten werden. Möchtest du trotzdem eine Mittelnaht setzen, leg die Bruchkante des Schnittmusters 1 cm entfernt von der Bruchkante des Stoffes an. Schneide normal zu und teile das Vorderteil erst dann. So bleibt der Musterverlauf bestmöglich erhalten.
Die goldene Mittelnaht – wie ich sie nähe
Wie immer führen mehrere Wege zum schönen Nähergebnis. Am hübschesten ist sicher eine Kapp- oder Französische Naht. Dabei ist innen keine versäuberte Naht sichtbar. Diese ist mir aber in der Regel zu aufwändig – ich nutze sie nur bei durchscheinenden Stoffen und aus diesen nähe ich mir in der Regel keine Bluse.
Methode 1:
Ich nähe die beiden Vorderteilhälften mittig und versäubere die Nahtzugaben zusammen. Dann klappe ich sie zur linken Seite (Draufsicht) und steppe einmal oder mit zwei parallelen Nähten ab. Die Naht sitzt zwar mittig, aber die Stepplinien auf einer der Seiten, also nicht ganz symmetrisch. Auf diese Weise nähe ich meist sportlichere Blusen.
Methode 2:
Ich versäubere erst beide Kanten und nähe dann zusammen. Die Nahtzugaben werden auseinander gebügelt und beidseitig der Naht abgesteppt. So nähe ich edlere Blusen, die Optik ist genau mittig.
Wichtig bei beiden Methoden:
Da die Naht mittig sehr präsent ist, sollte im genauen Abstand gesteppt werden. Dazu eignet sich langsames Nähen und die Orientierung an den Markierungen auf dem Nähfuß – oder noch besser ein „Schmalkantenfuß“. Dieser hat eine kleine Führung, die wunderbar an der Naht entlang läuft.
Eine Mittelnaht lässt sich auch wunderbar in Shirts arbeiten. Dabei sollte die Schnittkante sicherheitshalber mit Nahtband verstärkt werden. Auf eine Absteppung kann bei Jersey gut verzichtet werden.
Dieses schlichte Leinenkleid ist nach dem Blusenshirt-Schnittmusterkonzept genäht. Das Vorderteil ist bis zum Rockteil herunter und das Rückenteil komplett geteilt. Besonders beim Rückenteil ist der positive Teilungseffekt gut zu erkennen.
Für alle Besitzerinnen des Schnittmuster-Konzepts liegt die Anleitung zum Kleid in ihrer Blusenwelt bereit. Inzwischen sind einige Variationen hinzu gekommen. Emma stellt sie im farbenmix-Blog vor.
Ich bin selber immer wieder begeistert, wieviel ein paar Nähte mehr ausmachen können und hoffe, dass ich die eine oder andere von euch etwas anstupsen konnte, es mal auszuprobieren. Nutzt du noch eine andere Technik oder hast Ideen, welche du gerne mit uns teilen würdest? Dann freue ich mich über einen Kommentar.
Liebe Sabine,
ich bin noch Nähanfängerin was Kleidung betrifft. Deine Tipps sind für mich immer Goldwert! Denn gerade bei größeren Größen stelle ich fest, dass es nicht einfach ist, etwas zu nähen, was gleichzeitig die Problemzonen kaschiert. Hätte ich eine schlanke Figur, wäre es wesentlich einfacher zu nähen.
Somit auch dieser Hinweis mit der Mittelnaht vorne. Zum einen weil es streckt und zum anderen um wirklich Stoff zu sparen.
Also ein ganz großes Lob an dich und macht bitte weiter so.
Vielen Dank für deine tollen Tips!
LG
Andrea
Liebe Andrea,
ja, gerade dafür schreibe ich den Blog. Oftmals helfen einfache Dinge und machen einen großen Unterschied. Ich freue mich, dass du einiges umsetzen kannst. Eine Mittelnaht oder ein senkrechtes Bändchen lässt sich auch prima noch nachträglich bei Kaufkleidung aufnähen. Du wirst sehen, was es für einen Unterschied bei einem einfarbigen Teil ist.
Liebe Grüße und weiter viel Freude beim Mitlesen
Sabine
Das mit der Mittelnaht ist ein tolle Idee. Es müsste doch auch gehen wenn der Stoff reicht. Den Schnitt im Stoffbruch ca 2 mm breiter legen und ein durchgehende Biese nähen als Fakenaht.
Liebe Petra,
ja, klar, du kannst prima 1 oder auch 3 Biesen nähen… das finde ich auch immer sehr schick. Dafür sollten wir nur einen Schmalkantenfuß oder Biesenfuß für die Nähmaschine haben… ansonsten ist sie schwierig so gleichmäßig zu nähen.
Aber sehr lieb von dir, dass du den Tipp hier nochmal für andere teilst.
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine,
danke für die tollen Tipps und die Fotos.
Gern nutze ich verschiedene Nähte für die Resteverwertung.
Jetzt werde ich das auch mal für einfarbige Stoffe ausprobieren.
Liebe Grüsse
Kerstin
Liebe Kerstin,
schön, dass du inspiriert wurdest.
Viel Spaß beim Ausprobieren.
Liebe Grüße
Sarah
Liebe Kerstin,
ja, unsere Kreativität sollten wir auch nutzen. Ich probiere gerne unterschiedliche Stiche aus. Das ist ja auch etwas besonderes, welches in Kaufkleidung selten zu finden ist.
Liebe Grüße
Sabine
Ich habe es gewagt, die beiden vorderen Hälften in verschiedenen Farben zu nähen. Als ich dann den Mut hatte, das auch anzuziehen, erntete ich vielfache Bewunderung. Nun werde ich noch wagemutiger werden.
Danke für alle Ideen und guten Tipps!
Oh, liebe Martha,
das freut mich sehr! Es ist doch gerade das schöne am Nähen, dass wir wirklich frei sind. Wenn dann noch Lob kommt, umso schöner! So wurde dein Mut belohnt und du kannst es mit Stolz tragen!
Liebe Grüße
Sabine
Hallo, habe mich soeben bei dir angemeldet und all das was du schreibst könnte von mir sein. Ich habe große Probleme indem ich einen vollen Kleiderschrank habe, jedoch durch Gewichtzunahme nie etwas anzuziehen habe. Große Größen gibt es bei uns nicht zu kaufen, also bin ich auf Kataloge angewiesen. Da ich sehr gerne nähe werde ich versuchen die vordere Mittelnaht zu verwenden indem ich versuche aus alten Klamotten, also aus verschiedenen Stoffen die zusammen passen, neue zu kreieren. Dieses Oberteil, das du als Bluse und als Kleid geschneidert hast ist sehr schön. Woher hast du den Schnitt. Lg. Monika
Liebe Monika,
all diese Schnittmuster bekommst du bei http://farbenmix.de
Liebe Grüße
Sabine