Nur drei Zentimeter können den Unterschied zwischen einer schönen und einer optisch ungünstigen Passform ausmachen.
Dies ist nicht nur bei mir so, sondern auch bei vielen von euch.
Nur ein Beispiel aus vielen ähnlichen Emails:
Daher haben diese drei Zentimeter einen ausführlichen Artikel verdient.
- Wir inspizieren das Problem
- und wir verstehen das Problem
- und wir lösen das Problem für alle zukünftigen Shirts
Was ist mit „Shirt vorne zu kurz“ gemeint?
Ich danke als allererstes Nicole, denn sie hat uns ihr Foto zur Verfügung gestellt.
Ihr seht mit einem Blick, dass das Shirt keine schöne Passform hat.
Woran erkennt ihr es als erstes? An dem hochgezogenen Saum.
Dieser fällt sofort ins Auge und lässt das ganze Shirt zu knapp erscheinen.
Diese Saumbiegung nach oben beträgt meist nur 2 bis 3 Zentimeter, aber ruiniert die Passform und es wird ständig gezuppelt.
Wie entsteht der gebogene Saum aus einem geraden Schnittteil?
Bei manchen tritt es NIE auf, bei anderen öfters. Es kann also nicht am Schnittmuster liegen.
Einen geraden Shirtsaum kann jeder von uns nähen, die Nähkenntnisse sind ebenfalls unschuldig.
Ein Shirt läuft vom Halsausschnitt über die Brust bis zum Saum. Fast alle Schnittmuster sind für eine Cupgröße B, höchstens C konzipiert. Die vordere Länge ist so angepasst, dass ein gerader Saum entsteht. ( Skizze links)
Muss diese Shirtlänge nun aber über eine größere Brust laufen, zieht sich der Saum zwangsläufig zur Mitte hin hoch. ( Skizze rechts)
In den Grafiken ist das Problem übertrieben dargestellt, aber du erkennst umso besser, was ich meine.
Wenn du eine Cupgröße A oder B hast, wird dir das Problem nicht begegnen, lies gerne einen anderen Blogartikel 😉
Lösungen, damit ein Oberteil bei stärkerer Cupgröße gerade fällt
Wie meist beim Nähen, gibt es mehrere Lösungen, um dieses Problem bei zukünftigen Oberteilen zu vermeiden. Die Voraussetzung ist selbstverständlich, das Shirt passt in der Oberweite, spannt also nicht.
1. Du kannst Schnittmuster wählen, welche vorne schon abgerundet geschnitten sind.
2. Du kannst in jedes Shirt passende Brustabnäher einbauen. Perfekt, aber für die meisten von euch wahrscheinlich zu aufwändig 😉
3. Du verlängerst das Vorderteil von der Seite aus zur Mitte hin um 3 bis 4 cm in einem weichen Bogen. Dies reicht bei einer Cupgröße D/E meist aus.
4. Du schneidest das Vorderteil 3 cm länger als das Rückenteil zu. Vor dem Schließen der Seitennaht steckst du Vorder- und Rückenteil als erstes unter der Achsel zusammen. Beginnst dann vom Saum aus zu stecken, dabei treffen die Unterkanten von Vorder- und Rückenteil, wie normalerweise auch, aufeinander. Du steckst bis 15 cm vor der Achsel. In diesem Bereich bildet sich jetzt logischerweise eine Falte. Das Vorderteil ist ja länger als das Rückenteil.
Diese Mehrlänge kannst du traditionell leicht einkräuseln/einhalten.
Jersey ist aber ein sehr dankbarer Stoff.
So reicht in der Regel ein Trick:
Näh mit der Overlock so, dass das Rückenteil oben, also direkt unter dem Nähfuß liegt. Wenn du dies beim Nähen stramm ( aber nicht gedehnt!) hältst, schiebt der Untertransport den Vorderteilstoff mit jedem Stich etwas zusammen. So befindet sich die benötigte Mehrlänge genau im Brustbereich. Üb die Technik mal mit einem Stoffrest, bevor du sie am Shirt einsetzt.
Damit kannst du höchstens 3 cm ausgleichen, ansonsten wird die Seitennaht wellig. Sie empfiehlt sich besonders, wenn deine Shirts so schräge Falten ziehen (immer vorausgesetzt, die Oberteilweite stimmt), siehe Nicoles Shirt.
Für Cupgröße F/G könntest du die Methoden 3 und 4 kombinieren, um die nötige Mehrlänge zu erreichen. Mittelfristig solltest du dich aber mit Abnähern anfreunden 😉
– Denk einfach beim nächsten Shirt oder beim Ausprobieren eines neuen Schnittmusters an diese Mehrlänge.
– Schneide beim Zuschnitt einen 3 bis 4 cm tiefen Bogen am Vorderteil an. Vor dem Säumen probiere das Shirt über. Falls es auch ohne Bogen gut sitzt, schneide ihn wieder ab. Wegschneiden geht einfacher als hinzufügen 😉
Kleine Tricks, megagroße Wirkung. Die Passform schaut auf einen Blick viel schöner aus. In diesem Fall habe ich mit Fotobearbeitung nachgeholfen. Aber du siehst deutlich den Unterschied und weißt jetzt, wie du vorbeugen kannst.
Die meisten Anpassungen benötigen keine komplizierte Geometrie, sind auch keine geheimen Tricks, es wird nur leider nicht darüber gesprochen. Aus diesem Grund möchte ich nochmals Nicole im Namen von uns allen danken, dass wir ihr Foto zu „Lehrzwecken“ nutzen durften.
Gib nicht immer deinen Kurven die Schuld, sondern kleide sie hübsch passend.
Danke, dass du das Problem so ausführlich angehst.
Ich habe ebenfalls genau das Problem und mir war klar, dass ich einfach vorne etwas verlängern könnte – allerdings bei Streifen etc sieht das etwas merkwürdig aus, da es ja mittig im gesamten hoch zieht und die Streifen dann nicht nur am Rand einen Bogen machen
Abnäher haben mir nicht so zugesagt, aber ich werde die anderen Ideen, die seitlich etwas einkräuseln oder raffen, mal ausprobieren.
Das klingt sehr vielversprechend.
Weiter so! Du sprichst genau das an, was auch mir Probleme macht und bietest gleich eine Vielzahl an Lösungen, die den Frust wieder in Lust verwandeln.
Liebe Bianca, den Frust in Lust zu verwandeln…. genau das wünsche ich mir so sehr für euch alle. Du hast es auf den Punkt getroffen. Ich danke dir von Herzen! Ja, mit den Streifen hast du völlig recht, da ist die Verlängerung im Oberweitenbereich vorteilhafter. Ein toller Tipp für alle Mitleser. Liebe Grüße Sabine
Liebe Sabine- DANKE DANKE DANKE!!!
Ich verstehe jetzt immer mehr (räumliches Denken und so…) und kann es umsetzen. Ich würde so gern noch mehr Oberteile für mich nähen, bisher war es aber eher immer eine Art Lotterie, ob es aussieht, oder nicht. Jetzt kann ich schon im Vorfeld besser einschätzen, ob es was wird bzw. was ich von vornherein beachten muss, damit es kein „TfT“ wird. Einfach klasse, hab vielen Dank für deine Mühe!
Liebe Peggy, ganz genau das ist mein Herzenswunsch! Nach und nach und vielleicht auch mal durs Ausprobieren wird die Passform eurergenähten Modelle garantiert besser. Es ist alles gar nicht so kompliziert, deshalb versuche ich ja die Zusammenhänge möglichst bildlich zu erklären. Ich freue mich, dass du mitliest und ganz sicher werden die TfTs weniger und verschwinden bald ganz 😉 Liebe Grüße Sabine
Liebe Sabine!
Mit diesem Tipp hast du mir sehr geholfen! Ich selber habe auch Cupgröße G und kämpfe schon mein ganzes Leben gegen die Passform von Konfektionsgrößen. Weil ich dazu auch noch klein bin, sind die meisten Teile zu lang und stehen vorne am Saum ab. Da hilft nur selber machen.
Und mit deinen Tipps wird es viel einfacher. Danke!
Liebe Linda, mit diesem Tipp bekommst du wirklich schon ein ganz gutes Ergebnis. Mit Cupgröße G wäre dann eine FBA ( Oberweiten-Anpassung) noch besser, aber das erkläre ich später mal. Es ist für die meisten einfacher, erstmal die unkomplizierten Methoden auszuprobieren und zu verstehen. Liebe Grüße Sabine
Sehr schön erklärt, Sabine. Wenn es bei mir in/an den Schultern passt, dann benötige ich eine FBA. Habe ich einmal gemacht und war zufrieden, aber …bei Wiener Nähten funktioniert das nicht, zumindest wird es umständlicher zu machen sein, machbar wird es sicher sein, leider nicht für mich. Wenn ich nach BU gehen soll und das SM es nicht hergibt, dann ist so ein SM leider nichts für mich.
Ja, liebe Sybille, eine FBA ist natürlich immer ideal. Ich möchte aber gerne erstmal die einfachen Anpassungen erklären, mit denen sich schon ein passables Ergebnis erzielen lässt. So verstehen viele schon einmal, warum etwas so ist. Liebe GrüßeSabine
Liebe Sybille… sorry, vergessen… ja, auch Wiener Nähte lassen sich anpassen. Das ist aber leider etwas komplizierter… aber ich werde es auch zeigen Liebe Grüße Sabine
Ganz herzlichen Dank für den Beitrag. Ich werde es beim nächsten Zuschnitt mal beherzigen. Macht sowieso Spaß, deinen Blog zu lesen.
Liebe Uschi, ich freue mich immer so sehr, wenn ihr Tipps mitnehmen könnt. Liebe Grüße Sabine
Ich stelle noch zusätzlich die Schulter etwas schräger, dasgibt noch ein bisschen mehr Länge an der richtugen Stelle
Liebe Rita, da hast du völlig recht, ich mache es genauso. Das hätte in diesem Fall aber den Blogbeitrag gesprengt. Ich möchte ja möglichst viele animieren, etwas erstmal auszuprobieren. Aber ich werde da auf jeden Fall einen extra Beitrag zu schreiben, denn deine Lösung hilft ja auch bei rubderem Rücken Liebe Grüße und vielen Dank Sabine
Liebe Sabine,
das ist ja wirklich erstaunlich was die paar Zentimeter ausmachen. Ich bin ganz bei Dir: Etwas länger sieht das Shirt wesentlich gefälliger aus. Die Fotomontage zeigt das ganz deutlich.
Deine Anpassungen sind super erklärt.
Vielen lieben Dank
Nicole
Liebe Nicole, ich freue mich, dass du es auch so siehst Aufgrund der Schrägfalten würde ich bei diesem Schnittmuster die Verlängerung in den seitlichen Brustbereich (also etwas beim Nähen anziehen) legen Liebe Grüße und nochmals ein riesendickes Danke Sabine
Liebe Sabine, das mit dem länger machen hat mir schon oft geholfen. Bei einer Cup Grösse G denke ich aber oft, das ein Abnäher noch schöner sein könnte. Den würde ich auch gerne machen, aber ich habe keine Ahnung, wie ich den Abnäher in die richtige höhe bring.
Ich habe schon Stoff und Schnittmuster für ein Wickelkleid liegen, aber ich traue mich nicht dran, weil ich weiss das der Abnäher viel zu hoch sein wird. Fals du dazu einmal ein Beitrag machen könntest würde ich mich sehr freuen.
Liebe Grüsse
Esther
Liebe Esther, ja, du liegst natürlich völlig richtig, dass Abnäher da genauso gut, bzw. ab Cupgröße G besser helfen. Die meisten Leser beginnen sich gerade an einfache Anpassungen zu trauen, deshalb möchte ich erstmal unkomplizierte Methoden zeigen. Selbstverständlich sind auch Abnäher in Planung. Wenn dein Wickelkleid bereits einen Abnäher im Schnittmuster eingezeichnet hat und du diesen nicht extra für dich in der Größe abändern musst, kannst du ihn einfach in der Höhe verschieben. Also z.B. 3 Zentimeter nach unten schieben. Dazu paust du dir den ganzen Bereich ( ca. 20 cm rundherum<9 ab. Dieses abgepauste Teil schiebst du nach unten. Dann ist in der Regel gut zu sehen, wo und wie sich die Seite ändert. Das ist mit Worten nicht so einfach zu erklären… aber vielleicht hilft es dir erstmal bei dem Kleid. Liebe Grüße Sabine
Liebe Sabine,
ja, genau dieses Problem mit dem „Zippeln und Ziehen“ vorne hatte ich auch! Danke für die Lösung, ich werde sie beim nächsten Shirt beachten.
Und danke für die guten Erklärungen!
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
das ist prima. Ich freue mich, wenn du dein Zuppelproblem dadurch lösen kannst!
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine, ich habe das Problem ähnlich. Ich habe bei Größe 48 nur ein B-Cup. Aber diese nach unten laufenden schrägen Falten andauernd. Oder einen Überlappenden Keil zwischen Armbeuge und Brust. Eigentlich könnte ich im Brustbereich locker Weite rausnehmen, dann passt es aber unten nicht mehr und „spannt“ im Rücken. Hast du da eventuell eine Idee für mich?
Viele Grüße Anja
Liebe Anja,
du kannst im unteren Bereich immer seperat anpassen, also weiter oder schmaler werden.Schau dir da einfach mal den Artikel zum „Punkte verbinden“ an. Oben herum scheint dein Rücken mehr Weite zu brauchen. Schau dir ein gut passendes Shirt an und vergleiche mal die Weiten, notiere sie dir und schau, was genau anders ist als bei deinen nicht gut sitzenden Shirts. So kommst du deiner idealen Passform auf die Spur.
Liebe Grüße
Sabine