Vor dir liegt ein Rezept, egal ob aus dem Kochbuch, von der Oma oder aus dem Internet. Es klingt schmackhaft und du kochst es nach.
Da die Zutaten schon deinem Geschmack entsprechen, ist es recht lecker.
Du hast sofort Ideen, wie du es ein wenig anders würzen oder ergänzen könntest, damit es zur Leibspeise wird. In der nächsten Woche probierst du es aus und die Familie jubelt.
Es sammeln sich Lieblingsrezepte, das Kochen macht Freude und du wirst zur beliebten Gastgeberin.

Vor dir liegt ein Schnittmuster. Die Form spricht dich an und du nähst es nach (bitte nicht gleich aus dem teuersten Stoff!).
Du ziehst es an, es ist recht nett.
Du packst das Schnittmuster erstmal in die Schublade, um es dann ein Jahr später zu entsorgen.
Nun hoffst du auf den Lottogewinn… entweder das perfekte Schnittmuster für deine Kurven zu finden, oder genug Geld für immer wieder neue Schnittmuster, Stoffe oder Kaufkleidung zu gewinnen, mit der du am Ende auch nicht recht zufrieden bist.

  • Warum behandelst du Schnittmuster anders als Kochrezepte?
  • Mein Beispiel: Zipfelshirt Big Lady INDIRA
  • Die entscheidenden Fragen
  • Inspirationen und ein gratis Freebook für dich
Plussize-Mode selber nähen

Warum behandelst du Schnittmuster anders als Kochrezepte?

Ein Schnittmuster ist, wie das Kochrezept, nur ein Vorschlag des Designers, aus Zutaten ein gutes Produkt zu schaffen.

Ich hatte früher zwei riesige Schubladen voller „recht netter“ Schnittmuster, aber keinen einzigen Lieblingsschnitt. Die innere Einstellung: „Bestimmt nehme ich sowieso bald ab, da brauche ich mich jetzt nicht mit meinen Kurven zu beschäftigen“ hat mich davon abgehalten, ein Schnittmuster für mich anzupassen. Ich habe mich selber blockiert, weil ich mich so ungerne mit meinen Kurven beschäftigen wollte.
Erst als ich meine Kurven mehr akzeptieren konnte, wurden Schnittmuster wie Kochrezepte und es sammelten sich Lieblingsmodelle.
Es ist also oftmals nur die innere Einstellung, welche uns davon abhält, etwas weiter auszuprobieren, zu üben und so zu immer besseren Ergebnissen zu kommen.

Mein Beispiel: Big Lady INDIRA

Ich habe mich gefreut als Indira für große Größen erschien, denn das Schnittmuster war etwas besonderes und schaute richtig gemütlich aus.
Also habe ich die Größe nach der Oberweite gewählt – die Ärmelweite war für meine Kurven an dieser Stelle ausreichend – und so wusste ich, dass es passen würde. Zügig entstand das erste Shirt. Anprobiert war es ganz schön, für zuhause prima, aber mehr leider nicht.
Früher wäre das Schnittmuster bis zum nächsten Aussortieren in die Schublade gewandert und nie wieder genäht worden.

Die entscheidenden Fragen

Jetzt gehe ich damit anders um und stelle mir Fragen:

Was gefällt (schmeckt) mir daran nicht?

An welchen Stellen könnte es perfekter sitzen?

Aus welchen Stoffen würde es hübscher fallen?

Müsste es vielleicht länger oder kürzer sein?

Ist das Stoffmuster schuld?

Als aufmerksame Leserin fällt dir jetzt vielleicht auf, dass alle diese Dinge beim nächsten Modell recht einfach berücksichtigt werden könnten, also genau wie beim Kochen optimierbar sind.

Mir gefiel die nach oben gebogene Saumkante an mir nicht. Ich hatte das Gefühl, dass sie meinen Bauch optisch betonen würde. Meine großen Töchter meinten zwar, dass dies nicht stimmen würde, aber mich hat der Bogen gestört.

Weg mit dem Störfaktor.

Nun schneide ich Indira für mich immer mit geradem Saum zu.

Indira mit geradem Saum zuschneiden

Ich ziehe quasi eine Linie im rechten Winkel vom Stoffbruch aus bis zum Zipfel. Anhand dieser schneide ich ganz normal mit Saumzugabe zu. In meinem Fall an Vorder- und Rückenteil, du könntest aber auch nur das Rückenteil begradigen und den Bogen beim Vorderteil lassen. Ein Schnittmuster ist ja nur das Rezept ;-).

Das Shirt erscheint optisch viel länger, fast wie eine Tunika. (Hier kombiniert mit der HELGOLAND-Hose aus Leinen)

Wichtig: Möchtest du A-förmige Shirts oder Tuniken in einer anderen Länge nähen, suche im Schnittmuster nach dieser Teilungslinie. An dieser teilst du das Schnittmuster, schiebst es zusammen, um es zu verkürzen oder auseinander, um es zu verlängern. Die Seitenlinie passt du einfach entsprechend hübsch an.

Zipfel-Tunika-Shirt für große Größen: Big Lady Indira

Inspirationen und ein kostenloses Freebook für dich

Ich liebe es. Es umspielt herrlich Bauch, Hüfte und Po. Egal ob über einer luftigen weiten Hose oder über einer Jeans, es schaut leger, aber dennoch „angezogen“ aus. Zuhause mag ich Indira bequem im Nähzimmer über einer langen oder wadenlangen Leggings. Auf dem Weg ins Schwimmbad reicht mir eine kürzere Leggings.

Weites Plussize-Shirt INDIRA

Ich fühle mich unbeschwert und frei, weil sich nichts abzeichnet und sie sich bei jedem Schritt mitbewegt.

Big Shirt Indira mit Henley-Ausschnitt

Ein paar Inspirationen zu INDIRA:

  • Indira schaut super aus großen, unregelmäßigen Mustern aus
  • Schneide anstatt im Stoffbruch mit Nahtzugabe in der Mitte zu, so bekommt Indira eine streckende, senkrechte Naht
  • Wähle für dieses geteilte Vorderteil zwei unterschiedliche Farben oder Muster
  • Teile Indira quer, ca. 5 cm oberhalb der Seitenschlitze und nähe das untere Teil aus Spitze unter, so dass eine Lagenlook-Optik entsteht
Shirts mit Henley-Ausschnitt nähen - ein kostenloses Ebook bei farbenmix.de

!!! Freebook !!!

Meine Lieblings-Indira hat einen Henley-Ausschnitt bekommen. Die Knopfleiste ist ca. 25 cm lang und 3 cm breit.

Mit etwas Näherfahrung kannst du sie nach diesem gratis Freebook nähen.

Bei meiner Indira habe ich auf Knopflöcher verzichtet und die Knöpfe nur aufgesetzt.

Nie wäre ich zu diesem Wohlfühl- / Lieblingsshirt gekommen, hätte ich wie früher, das Schnittmuster nach dem ersten Versuch in die unterste Schublade gepackt.

Ich würde mich sehr freuen, wenn du bei deinem nächsten „ganz nett“-Modell an meine Indira denkst und mal genau schaust, welche Änderung es zum Lieblingsschnittmuster machen würde 😉