Hast du dich noch nie an das Nähen einer Hose getraut? Beginn einfach mal mit einer leichten Sommerhose. Diese Hosen sind herrlich bequem und luftig an warmen Tagen. Im Gegensatz zur Jeans, kommt es nicht auf jeden Millimeter an und du kannst sie in beliebiger Länge nähen.
Komm, wir nähen zusammen eine einfache Hose!
Ich zeige eine ganz unkonventionelle Methode. Wir erstellen einen Hosenschnitt für dich, der sich für jede Jahreszeit aus den unterschiedlichsten Stoffen einfach nähen lässt.
- Was brauchst du?
- Größe ermitteln – Achtung: Kurven an Bauch und Po
- Zuschneiden und nähen
- Überprobieren: von groß zu passend
- Freuen über den schnellen Hosenschnitt für alle Gelegenheiten
Was brauchst du?
Du benötigst einen leichten Webstoff. Farbe und Muster sind völlig egal, denn er wird nur zur Schnittvorlage gebraucht und darf gerne hässlich sein. Außerdem brauchst du ein ganz einfaches Hosen-Schnittmuster.
Ich nähe gerne die Faulenzer-/Wellnesshose HELGOLAND, da sie so schön weit ausfällt.
Größe ermitteln
Eine Hose aus Webware ist im Gegensatz zu Leggings aus Jersey nicht dehnbar. Sie muss den Raum für Bewegungen bieten und auch im Sitzen passen. Eben locker und luftig.
Du kannst alle Maße von einer gut sitzenden vergleichbaren Hose abnehmen ( Weite, Schritthöhe, Oberschenkelweite, Länge)
Ich erkläre dir aber trotzdem das Messen, so kannst du es später immer anwenden, wenn du etwas anpassen möchtest.
Das wichtigste Maß ist die Hüftweite.
Achtung!
In den Hosenanleitungen, aber auch bei Röcken, steht meist: „Messe deine stärkste Hüftweite und wähle danach die Größe aus.“
Dies ist bei flachen 36ern ohne Kurven richtig, für uns aber FALSCH! Die Hose würde in der Regel nicht passen.
Bauch, Po, oder beides? Wir starken Frauen haben meist beides, bzw. die entsprechenden Kurven UND diese sitzen nicht auf gleicher Höhe.
A – Normalerweise misst du die Hüftweite an der breitesten Stelle, meistens in Po-Höhe, siehe BLAUE Linie. In diesem Maß ist dein Bauch nicht enthalten. Die komplette Hüftweite befindet sich zwischen den LILA Linien. Es fehlen also einige Zentimeter, siehe ROTE Linie.
B – Eine Hose oder ein Rock ziehen sich unschön, werfen Falten und sind unbequem. Auf der Skizze etwas übertrieben dargestellt, aber du weißt sicher, was ich meine.
C – Wir großen Größen sollten uns daher beim Messen entweder ein Lineal senkrecht vor den Bauch halten, oder einfach jeweils von Seitennaht zu Seitennaht messen. Dabei vorne in Höhe des Bauches, rückwärtig in Höhe des Pos. Beide Maße zusammen addiert ergeben die RICHTIGE Hüftweite.
Wähle im Zweifel bei dieser Methode einfach eine größere Größe.
Zuschneiden und nähen
Schneide die Hosenteile entsprechend des Schnittmusters zu.
Ich gebe dabei an den oberen Kanten der vorderen und rückwärtigen Hosenteile sicherheitshalber 4 bis 5 cm zu (rosa Bereich). So stelle ich sicher, dass die Hose später nicht zu hüftig sitzt.
Lege die Hosenteile zum Vergleich mal auf eine passende Hose. Falls du siehst, dass die vordere oder rückwärtige Schrittrundung zu stark abweicht, schneide die Rundungen etwas großzügiger (siehe grüne Linie im Vergleich zur Linie im Schnittmuster).
Leider werden diese Rundungen bei vielen Schnittmustern von Größe zu Größe nicht ausgeprägter. Wir haben aber definitiv in Gr. 50 eine ausgeprägtere Schrittrundung als in Gr. 36, logisch.
Taschen und Bundstreifen sind bei diesem Vormodell nicht nötig.
Nähe die Hosenteile mit einer normalen Geradstichnaht zusammen und versäubere die Nähte NICHT.
Das geht fix, denn es sind ja nur 4 Nähte.
Überprobieren: Von groß zu passend
Deine Hose ist auf jeden Fall groß genug. Zieh sie auf links an. Schau, wie sie in der Hüfte sitzt. Ich stecke den oberen Rand in die Unterhose oder fixiere sie mit Nadeln an dieser, damit sie hält 😉
Jetzt lässt sich in Ruhe die Mehrweite grob abstecken. Für schmalere Hosenbeine stecke an der inneren und äußeren Beinnaht ab. Ebenso kannst du an der Hüfte oder den Schrittnähten etwas abstecken. Ich stecke dabei nur sehr grob, ca. alle 15 cm.
Wichtig: Setz dich dabei auch mal hin, denn im Sitzen wünschen wir uns ja ebenfalls Bequemlichkeit.
Entsprechend deiner Stecknadeln nähst du bei der Hose die Mehrweite ab. Ziehe sie wieder über und stecke/nähe erneut ab. Dies kannst du gerne mehrmals wiederholen, so lange, bis dir die Hosenform gefällt. Denk aber immer daran, dass du an beiden Hosenbeinen recht gleichmäßig die Mehrweite abnähst 😉
Zum Schluss markierst du dir die für dich passende vordere und rückwärtige Schritthöhe. Dabei musst du natürlich berücksichtigen, ob später noch ein Bundstreifen angenäht oder der jetzige Bund einfach für einen Gummizug nach innen geklappt werden soll.
Bitte dazu auch einmal kurz hinsetzen 😉
Wenn dir Hosenbeine und Hüftweite gefallen, schneidest du einfach das schönste Hosenbein genau auf den Nähten aus.
Herzlichen Glückwunsch: dein gut passendes persönliches Hosenschnittmuster liegt vor dir. Sogar sehr haltbar aus dem evtl. hässlichen Musterstoff.
Selbstverständlich musst du beim Zuschneiden der Hosen nun jeweils die Zugaben für Nähte und Säume hinzugeben…
… und auf Wunsch Taschen und den Bundstreifen hinzufügen.
Freuen über den schnellen Hosenschnitt für alle Gelegenheiten
Eine Hose aus leichter Webware passt bei mir wunderbar zu allen blauen Shirts.
(Shirt Big Lady Rose mit Plottmotiv von Alles für Selbermacher)
Beim Nähen dieser Karohose aus wunderbar leichtem Seersucker meinte mein Mann: „Bäckerhose“. (Shirt: eigener Lieblingsschnitt, Stickdatei von Kunterbuntdesign)
Prinzipiell hatte er recht, deshalb bekam sie noch Seitenstreifen aus Webband. Dank Stylefix und Kantenfuß fix aufgenäht.
Meine dritte Hose ist aus Sommerleinen. Ich mag sie am liebsten mit langen Shirts darüber. Hier eine ganz schlichte Big Lady INDIRA, bei der ich die untere Kante begradigt habe. So hat sie eine tunikaähnliche Länge und lässt sich toll kombinieren. Je nach Anlass lässt sie eine Leinenhose sehr lässig, aber mit Bluse auch mal edel für einen Anlass kombinieren.
Inspirationen für dich
Nähe deine Hose im Sommer
– aus leichtem Sommerleinen
– aus kühlem Tencel
– aus fließenden Viscosedrucken
Nähe deine Hose im Winter
– aus feinem Cord
– aus dünnerem Canvas
– aus gut fallendem Flanell
Nähe deine Hose
– knielang
– wadenlang
– als Stiefelhose
– in ganzer Länge
– als Krempelhose
Wenn du jetzt wirklich mitgenäht hast, freue ich mich.
Erstmal nur gelesen?
Dann hast du bestimmt meine Botschaft verstanden: „Einmal anpassen = viele passende Teile im Schrank“
Außerdem weißt du, warum bei Bauch und Po nicht einfach die Hüftweite für Röcke und Hosen reicht 😉
Liebe Sabine,
danke für die tollen Tipps. Nachdem ich jetzt das mit den passenden, gut sitzenden Oberteilen geschafft habe, wollte ich als nächstes mit dem Hosennähen starten. Dein Beitrag kam genau richtig.
Hast du evtl. einen SchnittTipp für Jeans oder/und Cargohose?
Schönen Tag und liebe Grüße
Bea
Liebe Bea,
ja, einfache Hosen sind wirklich nicht schwerer anzupassen als Oberteile, versuche es unbedingt! Eine Cargohose kannst du ebenfalls mit der Methode aus einem einfachen Hosenschnitt entwickeln. Dagegen ist ein gut sitzende Jeans wesentlich anspruchsvoller. Aufgrund der anderen Stoffwebart von Denim, „arbeitet“ sie ganz anders am Körper. Das muss beim Nähen genau berücksichtigt werden. Erstmal geht es mir um die unkomplizierten Anpassungen. Vielleicht sind Jeans nächstes Jahr mal ein Thema 😉
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine, mit Freude erwarte ich immer deine tollen Tipps. An eine Hose habe ich mich auch noch nicht getraut. Genau wegen dem Bauch-Po-Problem. Aber Dank deiner genialen Messmethode steht dem nun nix mehr im Weg. Herzlichen Dank für deine erfrischende Art. Und dass du uns runden Frauen hilfst, den Frust der unpassenden SM zu überwinden.
Liebe Grüße Sabine
Liebe Sabine,
probieren geht über studieren. Selbst wenn die erste Hose noch nicht 100% wird, fällt dies meist bei luftigen Hosen nicht auf. Gekaufte sind ja auch nicht perfekt auf deine Kurven angepasst. Die zweite Hose wird dann sicher schon besser als eine gekaufte passen.
Liebe Grüße
Sabine
Hallo Sabine,
eine wie von dir gezeigt erstelle Hose würde mir niemals passen. Ich muss meine Hosen nach der Oberschenkelweite auswählen! Und das Maß nimmst du nicht und berücksichtigst dieses Polster auch nicht – wahrscheinlich weil du das Problem nicht hast.
Vielleicht kannst du den Beitrag noch entsprechend ergänzen.
LG
Hallo liebe Rita,
ich verstehe die Posts hier als Anregung und logischerweise berichtet Sabine über die Anpassungen, die sie braucht. Wenn jetzt jeder Beitrag alle Änderungen berücksichtigen würde, dann würde das bestimmt zu lang werden.
Schade, dass dein Kommentar so vorwurfsvoll rüber kommt…aber vielleicht geht nur mir das so.
Ich bin auf jeden Fall begeistert davon und auch wenn nicht alles auf mich zutrifft, bekomme ich hier Anregungen & Inspirationen.
LG
Kati
Liebe Kati,
danke für deinen lieben Kommentar. Ich habe Ritas Worte nicht als vorwurfsvoll, sondern eher mit einem Augenzwinkern gelesen und entsprechend ergänzt. Jaaaaa, ich könnte über das Thema Anpassungen für große Größen ganze Bücher schreiben… unsere Kurven sind einfach zu vielfältig. Ich versuche möglichst einfach zu schreiben, da ich weiß, dass etliche Leserinnen sich bisher noch nicht oder kaum an eigene Modelle getraut haben. Selbstverständlich könnte ich alleine über die Anpassungen von Hosen seitenlang schreiben. Aber das würden nur sehr erfahrenere Leser verstehen und nachvollziehen, bzw. müsste ich vieles in Videos oder besser noch betreuten Onlinekursen zeigen. Mein Ziel ist es, dass sich möglichst viele mit einfachen Schnittmustern und unkomplizierten Anpassungen gut sitzende Kleidung, welche ihnen wirklich nähen können. Vielleicht trauen wir uns dann in zwei Jahren mal an eine Jeans und die perfekte Passform…lach… dazu gehören selbstverständlich noch 20 andere Maße. Du hast völlig recht, das würde jetzt nur alle durcheinander bringen und überfordern.
Jeder darf sich gerne mitnehmen was er mag. Ich nähe ja auch nur in einem Stil… da ist Phantasie und Kreativität für sich selber gefragt 😉
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine,
danke für diesen tollen Blog! Endlich traue ich mich auch mal Sachen für mich zu nähen und nicht nur für meine Kids.
Vielleicht könntet ihr diesen wichtigen Tipp zum Messen der Hüftweite auch in eure Maßtabelle aus dem Newsletter aufnehmen.
Viele Grüße
Doreen
Liebe Doreen,
trau dich unbedingt. Es braucht, wie alles im Leben, etwas Übung. Aber du lernst besser und besser deine Kurven schön einzukleiden und später hast du ein Shirt schneller passend genäht, als ein passendes gekauft. Deinen Tipp für die Maßtabelle notiere ich mir gleich. Da die meisten mit Oberteilen anfangen, wollten wir die Tabelle erstmal einfach gestalten. Aber irgendwann wird es bestimmt Zeit für mehr Maße 😉 oder ein kleines Büchlein mit Messtipps… mal schauen.
Liebe Grüße und viel Erfolg
Sabine
Danke für diesen mutmachenden Beitrag. Nachdem ich mittlerweile fast nur noch selbstgenähte Shirts im Schrank habe fehlte mir bisher ein Anstubser um auch einmal eine Hose in Angriff zu nehmen. Deine Tipps werde ich da gut einbringen können. Schon den Shirt-Schnitt musste ich auch auf meine Maße perfektionieren (ich nehme immer nur diesen einen Schnitt), das wird bei einer Hose sicher ähnlich. So eine leichte Hose wäre also super für diese heißen Wochen geeignet. Ich organisiere mir die Woche gleich ein Stöffchen zum probieren… Liebe Grüße
Liebe Iris,
super, dass schon dein Schrank mit angepassten Shirts gefüllt ist. Es reicht ja auch ein Lieblingsschnitt, den wir immer wieder in neuen Variationen nähen können. Dann hast du jetzt ja Zeit für Hosen 😉 Versuch es einfach mal und nimm erst irgendeinen Stoffrest. Für eine Probehose darfst du ja auch gerne aus Resten mixen.
Liebe Grüße und viel Erfolg
Sabine
Hallo Sabine,
danke für deine tollen Beiträge. Die Art des Maßnehmens leuchtet mir ein und erklärt vielleicht auch warum ich immer wieder bei Hosen und Röcken unzufrieden mit dem Sitz bin!
Ich habe aber noch eine Frage. Nähst du für dich selbst lieber mit Gummibund oder nähst du einen festen Bund mit Reißverschluß.
Ich mag einfach keinen Gummibund (auch wenn´s bequemer ist) aber einen echten Bund mit Reißverschluß bekomme ich nicht hin.
Falls du mit Gummibund nähst wäre noch interessant zu erfahren wie breit du den Gummi nimmst.
Ganz viele liebe Grüße
Isabelle
Liebe Isabelle,
ich freue mich, dass du gerne mitliest!
Ich nähe wirklich sehr gerne und fix einen festen Bund mit Reißverschluss, ABER selten für mich selber. Ich mag es nicht. Mein Arbeitstag findet hauptsächlich im Sitzen am PC oder an der Nähmaschine statt. Da vertragen sich ein fester Bund und ein weniger fester Bauch nicht besonders gut 😉
An Röcken liebe ich breite Bündchenstreifen ( feines Bündchen), so kann ich den Rock in der Höhe tragen, welche ich gerade mag. Hosen nähe ich mit einem gemütlichen „Rundumdehnbund“. Bei Leggings schlage ich einfach die obersten 2 cm um und ziehe ein buntes farbenmix-Gummi ein. Bei Gummi war mir schon immer die Qualität wichtig: gut haltend, nicht ausleiernd, weich und 100 mal waschbar. Alternativ kommt bei mir nur Goldzack in Frage. Bei normalen Hosen schneide ich entweder einen 8 cm breiten Bundstreifen, nähe ihn zum Ring, klappe ihn um einen Ring aus 3 cm breitem Gummiband, nähe den Streifen auf der Nahtzugabe zusammen und dann komplett an die Hose. Alternativ schneide ich einen 9 cm breiten Bundstreifen, arbeite ihn genauso vor, lege erst 1 schmaleres Gummi ein, steppe den ersten Tunnel ab, dann ein zweites und wieder auf der Nahtugabe zusammen steppen. Ich weiß jetzt nicht, ob es für dich oder andere Mitleser verständlich war… ansonsten gerne unten weiter kommentieren und ich fotografiere mal mit 😉
Für einen Bund mit Reißverschluss findest du auf meinem farbenmix YouTube-Kanal ein Video:
https://www.youtube.com/watch?v=OIRCyCjAMEQ
Liebe Grüße
Sabine